Absolut untypische Bloggerzeit für die Muddi. Es ist weder früh morgens, noch Donnerstagnacht 00 Uhr 00. Aber heute ist einfach was passiert, wovon ich euch berichten mag.
Ich habe beim vorletzen
RUMS schon von der Aktion
#bloggerfuerfluechtlinge berichtet und auch auf
RUMS stelle ich aktuell jede Woche Aktionen vor, bei denen wir Nähblogger aktiv etwas tun können - helfen können.
Und ja, ich bin der vollen Überzeugung, dass wir helfen müssen. Und dass wir mit vielen, einfachen Dingen helfen können. Sachen, die uns vielleicht im Moment noch gar nicht bewusst sind. Mir machen diese Menschen Angst, die die Flüchtlinge ablehnen. Mir macht Angst, dass einige so voller Hass und Unsicherheit stecken, dass sie alles Fremde ablehnen. Und mir macht es noch mehr Angst, wenn alle dazu schweigen. Das ist ein Grund, warum ich die Aktion
#bloggerfuerfluechtlinge so toll finde. Dort wird nicht gegen die Hetze gehetzt, dort wird einfach geholfen. Über 2000 Blogger sind bereits in dieser Gruppe und unzählige Aktionen wurden geteilt, Ideen, Erfahrungen. Und immer denke ich am Ende: Toll. Toll, dass jemand DIESE Idee hatte und es angepackt hat.
Und ich kann nicht verstehen, warum viele so dagegen sind. Dagegen, dass geholfen wird. Wem geht es denn faktisch schlechter, nur weil viele Flüchtlinge kommen? Uns fehlen Fach- und Arbeitskräfte an allen Ecken und Enden, von unserer demografischen Entwicklung wollen wir mal gar nicht reden. Unser heiliges Christentum und auch unsere Sprache leben interessanterweise die am wenigsten, die am lautesten rum schreien. Wovon sollte ich mich denn bedroht fühlen? Klar, wir müssen das jetzt organisatorisch hinbekommen, keine Frage, das ist nicht von heute auf morgen getan! Das wird uns etwas beschäftigen. Aber bedroht uns das?
Kleine Anekdote am Rande, ich habe sie gestern erst meinen Freundinnen erzählt. Ich kann nämlich durchaus verstehen, dass man Fremde und Fremdes irgendwie unheimlich findet. Aber die Monster im Schrank sind schon damals nicht verschwunden, wenn man den Schrank zu gelassen hat. Die waren immer erst weg, wenn ich aufgestanden bin, rein geschaut und festgestellt habe: Da SIND gar keine Monster.
Das hat sich nicht geändert. Wir leben hier in einer kleinen Gemeinde auf dem Land. Von Erstaufnahmezentren, Zügen, die ankommen, davon lese ich nur. Aber Flüchtlinge sind hier auch untergebracht, schon sehr lange. Ich sagte es schon mal, ich bin stolz darauf in einer Gemeinde zu leben, wo die Bevölkerung anpackt, wo der
Heimatverein völlig selbstverständlich Deutschunterricht organisiert, wo die
Verwaltung nicht nur verwaltet, sondern hilft wo sie kann. Ich schweife ab -ihr kennt das schon. Auf jeden Fall wurden die Flüchtlinge, die zum Teil in den Bauernschaften der Gemeinde untergebracht sind, direkt von der Gemeinde mit Fahrrädern ausgestattet. Nun kamen mir auf dem Weg von der Arbeit nach Hause plötzlich fünf Syrer
(die Nationalität habe ich nur spotan angenommen) entgegen. Dunkle Haut, dunkle Haare, noch dunklere Augen. Huch!
Ich habe mich erschrocken, so dunkel sind wir selbst im Sommer nun mal nicht. Und ja, einen Moment war mir das unheimlich! Genau bis zu dem Moment, wo alle fünf fast gleichzeitig mit einem fröhlichen MOIN grüßten und an mir vorbei fuhren. Ich habe wirklich lauthals losgelacht - vor allem über mich selbst. Wenn man genau hinschaut, ist da nämlich plötzlich gar kein Monster mehr.
Seit dieser Erfahrung überlege ich, was wir hier vor Ort tun können. Wo wird Hilfe gebraucht? Nach den fürchterlichen Bildern des kleinen Jungen habe ich mich das noch mehr gefragt und bin dem zuständigen Gemeindemitarbeiter und dem Bürgermeister wieder auf den Keks gegangen. Aber hier ist offensichtlich vorerst alles in Ordnung, eventuell, wenn weitere Flüchtlinge in den Landkreis kommen, dann wäre bestimmt wieder Hilfe gefragt.
Und dann war es ein Flüchtling selber, der einen Wunsch äußerte. In unserer regionalen Tageszeitung erschien ein Bericht über einen syrischen Mathelehrer, der nun hier in Lastrup wohnt. (Er wünscht sich übrigens auch, an der Uni in Vechta eine Vorlesung halten zu dürfen. Sollte hier jemand mitlesen, der da was machen kann, dann melde er oder sie sich bitte! Das war aber nicht der Wunsch, den ich meinte.) Der junge Mann hat sich schlichtweg eine Tageszeitung gewünscht. Er wünschte sich eine Zeitung, um seine Deutschkenntnisse zu vertiefen und gleichzeitig etwas über die Gegend zu erfahren, in die das Schicksal ihn nun verschlagen hatte.
BÄHM.
Was für ein genialer Wunsch ist das denn bitte?! Und wie einfach! Eine Zeitung, deutsch lernen, etwas über die Gemeinde erfahren - DAS ist Integration, wie sie besser kaum unterstützt werden kann. Eine Woche habe ich gegrübelt, dann habe ich einfach bei unserer
Münsterländischen Tageszeitung angefragt und eine Mail an einen wortgewitzten und unheimlich tollen Redakteur (DANKE!! ♥) gesendet. Dieser hat mein Anliegen an die entsprechende Stelle weitergeleitet. Ich glaube, kaum einen Tag später hatte ich eine Antwort und ein tolles Angebot für Zeitungspatenschaften - so habe ich das jetzt mal genannt. Wieder mit der Gemeinde telefoniert, welche Häuser, wollen alle überhaupt, macht das Sinn? Zwei konnten direkt angefragt werden, die wollten! Und die beiden Patenschaften haben wir dann hier direkt übernommen
(Danke Papa, dass du immer jeden Kram mit mir mit machst, vor allem, wenn es darum geht, jemandem zu helfen! ♥) und die anderen drei Häuser bekommen wir auch noch versorgt, wenn die Jungs denn eine Zeitung haben wollen. Wer Interesse daran hat, eine Patenschaft zu übernehmen, darf sich gerne bei mir melden.
Nehmt die Idee mit, verteilt Bücher, Zeitungen und vor allem Zeit!
Denn der zuständige Gemeindemitarbeiter hatte vor allem eine Idee, was wir alle tun können:
Einfach mal hingehen und mit den Menschen reden.
Ich habe mich bisher gedrückt davor. Ich habe Angst vor dem, was diese Menschen berichten könnten. Aber was muss ich da schon aushalten, im Zweifelsfall, verglichen mit dem, was diese Männer wirklich erlebt haben? Nichts.
Es sind dieser Tage die kleinen Dinge, die die Welt besser machen.
Lasst euch nicht aufhalten von euren eigenen Bedenken, besorgten Hetzern, dummen Sprüchen. Macht einfach mal was Gutes und lasst Erfahrungen zu. Fragt bei Verlagen, Zeitungen, Firmen, Privatmenschen einfach mal nach, wenn ihr eine gute Idee habt. Die meisten Ideen finden wir nämlich nicht alleine gut und viele lassen sich begeistern für eine Sache.
Danke an dieser Stelle noch mal an die
Münsterländische Tageszeitung, die so spontan diese Idee unterstützt hat.
Und ja, ich meine das genau so, wie ich das hier schreibe. Wer mich jetzt für ein verwöhntes Träumerle hält darf das gerne tun. Ist mir wumpe, ich finde es genau so richtig. Und ich sehe wie großartig sich gute Ideen vermehren, darum erzähle ich hier auch von dieser!